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Neue Museumsattraktion für die Memminger Kulturlandschaft

Das neue Heimatmuseum Freudenthal/Altvater präsentiert die Geschichte der Sudentendeutschen im Zeitgeist emotional und modern in Szene gesetzt.

Das neue Heimatmuseum Freudenthal/Altvater präsentiert die Geschichte der Sudentendeutschen im Zeitgeist emotional und modern in Szene gesetzt.

Memmingen, 03. Mai 2023 – Mit dem neuen Heimatmuseum Freudenthal/Altvater bietet die Stadt Memmingen eine weitere Attraktion in ihrer Kulturlandschaft. Nach mehrjähriger Renovierung lassen sich ab sofort das Memminger Kriegsgeschehen, die Herkunft und Ankunft der Heimatvertriebenen ab 1945/46 aus dem Sudetenland sowie die Dramatik der Nachkriegszeit vielfältig nacherleben. Allen History-Interessierten ermöglicht dieses zeitgeschichtliche Museum einen interessanten Rundgang durch die Räume in neuem Design. Die Ausstellung wurde nachhaltig konzipiert, indem Vitrinen und Infoträger up- und recycled wurden. Für die Objektboxen wendete das Team um Kuratorin Ursula Winkler erstmals in einem Museum überhaupt den 3D-Druck an. Im neuen Heimatmuseum Freudenthal/Altvater wurden wertvolle Elemente der bisherigen Ausstellung übernommen und neu in Szene gesetzt. Vor allem aber schaffte man einen Rundgang, der aus dem Jahr 1945 zurück nach Freudenthal, nach Österreich-Schlesien und in die Tschechoslowakei führt. Filmische Begegnungen mit Zeitzeugen*innen sind zu sehen sowie die weitere Entwicklung der Stadt Bruntál in der Zeit des Eisernen Vorhangs. Die Haupttexte sind dreisprachig – deutsch, tschechisch, englisch – verfasst. Damit unterstreicht das Heimatmuseum einmal mehr seinen Anspruch, ein Museum im europäischen Dialog zu sein.

Die Geschichte der Sudetendeutschen – ein Museum für große Gefühle

Memmingen und das Allgäu waren ab 1945/46 Aufnahmeregion für Zehntausende Heimatvertriebene aus dem Sudetenland. Die Ankömmlinge – von den Einheimischen geschmäht als „Flichtling“ – stammten hauptsächlich aus dem Altvatergebiet, aus Freudenthal, Jägerndorf und Römerstadt. Selbst für die Nachkommen der Opfer sind viele Fragen zum „Warum“ und „Wie“ der Vertreibung und der Integration in Schwaben noch offen. Diese Fragen beantwortet das neue Heimatmuseum Freudenthal/Altvater in zeitgemäßer Form.

Über das Heimatmuseum Freudenthal/Altvater

Das Heimatmuseum Freudenthal/Altvater wurde als Heimatstube auf 27 qm im August 1956 feierlich eröffnet. Zugleich fand die Übernahme der Patenschaft für die Heimatvertriebenen aus Stadt und Kreis Freudenthal durch die Stadt Memmingen statt. Das Museum war die Fortsetzung des von Erwin Weiser von 1927 bis 1945 gut geführten und beliebten Städtischen Museums in Freudenthal. Der erfahrene Kustos baute in Memmingen ein neues Museum ehrenamtlich, mit viel Fachverstand und guten Kontakten auf. 1986 und 1997 erfuhr das Museum jeweils eine Erweiterung und jetzt 2023 erfolgt eine komplette Neuaufstellung auf 200 qm, mit Filmen, Fotos und 200 Exponaten aus dem Fluchtgepäck.

Zeitzeugen*innen berichten

Im neuen Museum kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Filmen zu Wort. Darunter sind Menschen der Erlebnis-Generation, die die Vertreibung als Erwachsene erlebt haben, aber auch damalige Kinder, denen der Neustart in Schwaben wie ein großes Abenteuer vorkam. Die älteste unter den Zeitzeuginnen ist Jahrgang 1921 und berichtet von ihrer österreichischen Prägung und dem Leben im Lager. Frida Güttler aus Memmingen, Jahrgang 1923, arbeitete in der Heimat in einer großen Seidenweberei, ein Beruf, der ihr dann in Memmingen zu Gute kam.

Tag der offenen Tür im Rahmen des Internationalen Museumstags

Am Sonntag, 21. Mai 2023, informieren Ausstellungsbegleiterinnen von 11 bis 17 Uhr im Rahmen eines Tages der offenen Tür an den einzelnen Stationen interessierte Besucher*innen. Parallel dazu laufen im Filmraum Dokumentationen zur Thematik rund um das Sudetenland. Um 12, 14 und 16 Uhr stehen prägnante Kurzführungen mit der Museumsbeauftragten Daniela Seidel und der Stadtheimatpflegerin Sabine Streck auf dem Programm. Eintritt und Führungen sind kostenfrei.

Das Museum befindet sich mit dem Stadtmuseum Memmingen in einem barocken Stadtpalais, dem Hermansbau, Zangmeisterstr. 8, 87700 Memmingen.
Öffentliche Führungen durch das Heimatmuseum Freudenthal/Altvater gibt es jeden ersten Samstag im Monat um 13 Uhr.
Geöffnet täglich (außer montags) 11-17 Uhr

Weitere Informationen unter:
www.stadtmuseum-memmingen.de

Digitaler Rundgang durch das Museum
https://matterport.com/discover/space/m8whc8tfaKH

Die Pressemappe können Sie hier herunterladen.

Daten & Fakten zum neuen Heimatmuseum Freudenthal/Altvater

  • Das Museum wurde durch den Heimatkreis Freudenthal/Altvater e.V. vor 67 Jahren aufgebaut. Dieser betreut es ehrenamtlich und hat die Neukonzeption angestoßen sowie zum Großteil selbst finanziert.
  • Rund ein Drittel der Projekt-Kosten leistete das Haus des Deutschen Ostens (Staatsministerium für Familien, Arbeit und Soziales).
  • Die Grundlage dieser Förderung ist der §96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes (BVFG), der Bund und Länder verpflichtet, die Sicherung und Erforschung der Kultur und Geschichte jener Regionen im östlichen Europa und in Osteuropa zu unterstützen, in denen früher Deutsche gelebt haben oder heute noch leben. Insbesondere finden dabei auch grenzüberschreitende Förderaktivitäten Unterstützung.
  • Finanzierung:
    • Heimatkreis Freudenthal/Altvater: 133.348 EUR
    • Private Einzelspenden: 19.450 EUR
    • Staatsministerium für Familien, Arbeit und Soziales: 112.000 EUR

Impressionen der Eröffnung am Sonntag, 07. Mai 2023